Karriereberaterin Annette Bubel
Wie bereits im VDI Ingenieurmonitor von August 2020 beschrieben, wirkt sich der Konjunkturabschwung deutlich auf den Ingenieurarbeitsmarkt aus. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass Daimler 10.000 und ZF gar 15.000 Mitarbeiter*innen entlassen wird? Conti-Chef Elmar Degenhart hatte gar im Juni von der größten Automarktkrise seit den 1930er Jahren gesprochen. Sechs von zehn Automotive Zulieferer-Unternehmen planen außerdem als Folge der Corona-Krise verstärkten Personalabbau.
Was also tun?
Natürlich lösen solche Mitteilungen Ängste um den eigenen Arbeitsplatz aus, selbst wenn man (noch) nicht direkt betroen ist. Ich höre es in meinen Coachings sowohl von „alten Hasen“ wie auch Berufsanfängern. Es bringt aber nichts, in Schockstarre zu verfallen oder in der Komfortzone zu bleiben und zu hoen, dass man verschont bleibt oder dass sich alles von selber regelt. Der Konjunktureinbruch ist mehr als eine kleine Delle – sondern der Anfang eines Umbruchs in Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser Begri enthält aber außer der Abkehr von alten Mustern und Traditionen auch die Silbe „um“, die in eine neue Richtung weist. Nehmen Sie diesen Gedanken auf und programmieren Sie Ihr Mindset auf positive neue Ziele wie:
- Was gibt es an neuen Themen auf dem Markt?
- Was habe ich für fachliche Qualikationen und persönliche Fähigkeiten, um an diesen Themen mitzuarbeiten?
- Wo gibt es die besten Passungen zwischen dem Markt und meinem Prol?
- Was brauche ich dafür?
- Womit fange ich jetzt an?
Neue Themen und Spezialisierungen
Hat es für Ingenieure immer gegeben. Ende der 1990iger Jahre waren vieler meiner Kollegen in einem großen Engineeringkonzern in Kurzarbeit oder von Arbeitslosigkeit bedroht. Parallel gewann aber das Thema Umwelt zunehmend an Bedeutung mit Forderungen zum besseren Umweltschutz. Neue Studiengänge z. B. Altlasten-, Wasser- und Bodensanierung wurden angeboten, auch bereits ausgebildete Bauingenieure orientierten sich neu.
Heute gibt es auch für die von der Krise besonders betroenen Automotive-Zulieferer neue Themen: global und auch national im eigenen Unternehmen.
Global z. B. in der Wahrnehmung des Marktes der Entwicklungsdienstleister – hier werden sogar überdurchschnittliche Wachstumsraten erwartet. *
Dies bedeutet meiner Meinung nach auch eine große Chance gerade für junge Ingenieure, die vor oder auch während ihres Studiums viel Erfahrung im Ausland und interkulturelles Verständnis erworben haben.
National haben mittelständische Unternehmen an die Kreativität der Ingenieurpioniere angeknüpft: wie z. B. ein Unternehmen in Westfalen, das statt Textilbezüge für Autositze Schutzkleidung für medizinisches Personal oder ein Unternehmen in Oberbayern, das nach einer Mitarbeiteridee statt Kompressoren und Antriebselementen Schutzwände für Arztpraxen produziert.
Daher überlegen Sie auch, bevor Sie einen neuen Arbeitgeber suchen, welche zukunftsweisenden neuen Aufgaben sich bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber ergeben und zögern Sie nicht, darüber mit Ihrem Chef zu sprechen.
Neue Themen und Spezialisierungen
Bewerben Sie sich erst, wenn Sie Ihre alternative Zielrichtung gefunden haben. Ein blindes Streuen von Bewerbungen bzw. Reagieren auf jede Stellenanzeige ohne Passung, wird nicht erfolgreich sein und bringt nur Frust. Das ist ähnlich wie in stürmischer See zu segeln, ohne den Hafen zu kennen. Mit der detaillierten Marktanalyse, Unternehmensrecherche sowie Denition Ihrer Fähigkeiten und Qualikationen im Kompetenzprol haben Sie den Kompass, um auf Kurs zu bleiben und den passenden Hafen bzw. das Unternehmen zu nden. Damit können Sie auch den verdeckten Arbeitsmarkt angehen, indem Sie gezielt Initiativ-bewerbungen – und damit einen Wettbewerbsvorteil haben.
Ein weiteres Werkzeug brauchen Sie aber auf jeden Fall: eine gute Kommunikationsstrategie – um schon im Bewerbungsanschreiben zu argumentieren, warum Sie wechseln möchten und vor allen Dingen im Vorstellungsgespräch, um Ihre Stärken entsprechend der Anforderungen des Unternehmens zum Glänzen zu bringen und die Entscheider zu überzeugen.
Fazit
Ingenieure werden weiter gebraucht werden, um die neuen Herausforderungen in der Wirtschaft für Unternehmen zu gestalten und zu realisieren. So wie sich die Unternehmen neu aufstellen müssen, muss auch der Ingenieur / die Ingenieurin sich neu orientieren. Das dies möglich ist, hat die Generation unserer Großeltern nach dem 2. Weltkrieg bereits bewiesen. Daher packen Sie es an – und machen Sie gleich den ersten winzigen Schritt in ihrem persönlichen Karrieremanagement zu Ihrem beruflichen Erfolg!